Llewellyn Glacier
Schließlich steuerten wir auf eine kleine Bucht zu, welche unser Ziel war und von deren Ufer aus der Glacier Trail begann.
Während wir das Boot befestigten, gingen die Frauen noch schnell ihr Geschäft erledigen, denn im Wald hatte ein umsichtiger Mensch einen Donnerbalken aufgebaut.
Ehrlich gesagt, hätte ich meinen Arsch dort nicht entblößt, denn Trillionen von Moskitos bevölkern diese Gegend und stechen alles was nicht verpackt ist.
Man konnte den Schlachtruf der fliegenden Armee schon vom Boot aus hören und als der Erste die Buschreihe in Richtung Donnerbalken durchquerte auch
sehen.
Die Kapuze meiner Regenjacke fest zugezogen, eine Hand in der Tasche vergraben und mit der anderen, in der ich einen Farnstängel hielt wedelte ich vor meinen Gesicht
herum um keinen dieser Blutsauger eine Chance zu geben.
Nach ca.30 min. war es überstanden. Wir traten hinaus auf freies Gelände. Eine weite Ebene tat sich vor uns auf, bewachsen von reichlich Buschwerk auf sumpfigen
Boden, durchzogen von kleinen Bächen die seitlich von den Hängen zum Gletscherbach hin flossen. Ein leichter Wind hielt unsere Verfolger im Wald zurück.
Nach kurzer Zeit konnten wir auch schon unser Ziel erblicken. Doch der Weg dorthin sollte sich noch einige Stunden hinziehen. . . .
. . . Wir waren beeindruckt von diesem kalten, breiten, weißen, Band. Was heißt Band?
Der Glacier hat eine Ausdehnung von 90 mal 60 km, welches meine Vorstellungskraft überforderte. Von hier oben konnten wir gut erkennen, wie weit der Glacier noch vor
fünfzehn Jahren sein Eis geschoben hatte. Seine Eiszunge hinterließ deutliche Spuren am Fels. Seitdem war das Eis beträchtlich abgeschmolzen. . .
zurück in Whitehorse ...
. . . Das alles lief ohne viele Worte ab und schon sitzen wir in der kleinen Maschine und preschen mit ohrenbetäubendem Lärm über das Wasser.
Doch einmal in der Luft, wird alles zu einem Genuss, vorausgesetzt: man kommt nicht in Fallwinde oder aufsteigende Wirbel. Es ist fantastisch, dieser Blick aus der
Vogelperspektive auf eine Waldfläche die so weit reicht, wie das Auge blicken kann. Nur durchzogen von Flüssen, Sümpfen und gelegentlich eines Weges. Den traurigsten Eindruck hinterlassen jedoch
diese dunklen Brandflächen, die sich teilweise bis zum Horizont erstrecken.
„Du musst das doch jedes Mal von neuem genießen“, fragte ich Wolfgang.
„Bei solchem Wetter schon, aber es gibt auch andere Extreme, dann bin ich froh wieder unten zu sein.“
„Wo fliegen wir eigentlich hin?“ „Zu einem kleinen See, der gerade groß genug ist um zu landen. Nur damit einige Freizeitjäger ihren Proviant erhalten.“
Wir folgten einem Flusslauf, dabei ließ Wolfgang die Maschine immer tiefer sinken. In mir stieg plötzlich Unbehagen auf, da die Wipfel der Bäume schon an den
Tragflächen zu kratzen schienen.
Aus - vorbei - war schön - aber so kann diese Geschichte doch nicht Enden?
Junge, was einem da so alles durch den Kopf rauscht - peinlich.
Der See tauchte vor uns auf. Zu beiden Seiten waren die Wipfel der Bäume schon teilweise über der Maschine – „verdammte Scheiße!“ hörte ich noch im Kopfhörer und
schon zog die Maschine steil nach oben in einer rechts Kurve hinein.
Auf dem See unter uns erkannte ich zwei Boote, die wahrscheinlich zum Angeln ausgefahren waren. Wolfgang hing am Funkgerät und ließ seinen Frust heraus.
Nach zwei Schleifen über diese Gegend war der See endlich frei und das Spiel ging von vorn los, diesmal ohne Zwischenfall. Das Können des Piloten beeindruckte
mich.
Die Maschine setzte an der Einmündung des Flusses in den See auf, kam im Auslauf zum stehen und drehte fast auf der Stelle, also knapper geht es nicht.
Wolfgang erklärte mir später, dass er beladen niemals dort wieder weg gekommen wäre.
Wir legten an einem Holzsteg an um alles auszuladen. Das Camp bewohnten sechs Amis, die wahrscheinlich alle „Hempel“ hießen, denn genau so sah es hier
aus.
Wolfgang kassierte ab und schon waren wir wieder auf dem Rückweg.
Der Flug war echt gut, zwei Elche und einen Schwarzbären, so wie ein Adlerhorst mit einem Jungen darin war zu sehen. Nach einer super weichen Landung waren wir
wieder zurück auf dem Schwatka Lake. . . .